So heute ist es soweit. Ich erzähle euch meine Geschichte mit einem Schicksalsboten. Lest bis zu Ende, denn da seid ihr gefragt.
Es war ein ganz normaler Montagnachmittag. Bis ich auf meine
Mutter stieß. Sie verkündete mir, dass es heute zum Abendessen Fisch gab. Was
genau für einen und mit was hatte ich nicht gehört. Denn nach dem Wort Fisch
war für mich alles vorbei. Ich mag keinen Fisch und das wissen eigentlich auch
alle. „Was gibt es dann für mich? Soll ich mir was selber kochen?“, fragte ich
dann. „Nein du isst heute mal mit!“ „Bitte was????“ Ich konnte es nicht fassen.
Fischstäbchen sind das höchste der Gefühle, aber auch nur 3 Mal im Jahr.
„Ja, du hast schon richtig gehört.“
„Du weißt genau, dass ich keinen Fisch esse. Warum muss ich das dann heute
tun?“
„Patrick kommt heute zum Essen“
„Wer ist Patrick?“
„Der neue Freund deiner Schwester. Und bevor du fragst, er hat sich das
gewünscht und ich möchte das wir alle zusammen heute essen OHNE Extrawürste.“
„Ja ist klar und Laura durfte, als Martin das erste Mal hier war, schließlich
auch den Eintopf gegen Schnitzel tauschen. Das ist nicht fair.“
So ging das noch eine ganze Weile hin und her. Es war immer so. Laura konnte
alles tun und lassen, wie sie wollte, und ich hatte den Schwarzen Peter
gezogen. Kurz entschlossen hatte ich mir dann meine Autoschlüssel gepackt,
Jacke und Schuhe angezogen, um zu meiner besten Freundin zu düsen.
Zu allem Überfluss rief dann auch noch unser Pastor an. Ihm passt da was nicht,
so wie Jugendgruppe geleitet wird. Wir wären ihm zu modern. Ja so fuhr ich
dann, den Kopf ganz woanders, los. Den Traktor bemerkte ich erst, als es fast
zu spät war. Er bog gerade von einer kleinen Nebenstraße auf die Landstraße ab.
Eigentlich hatte ich Vorfahrt. Ich trat zwar auf die Bremse, aber dennoch habe
ich den Traktor leicht touchiert. Die Stoßstange und die Lichter vorne waren
hin.
Die Polizei kam, regelte alles. Mir war nichts passiert, dem Bauern auch nicht.
Das „Beste“ daran war, ich musste keinen Fisch essen! Da mein Wagen
abgeschleppt werden musste, hat mein Dad mich abholt. Da er meinte, ich sähe so
verhungert aus und auf den Schock müsste ich was essen, sind wir eben zu meinem
Lieblingsitaliener und haben mir eine Pizza geholt.
Wochen danach, das Auto war wieder fit und mit der Versicherung war alles
geklärt, hatte ich irgendwie das Bedürfnis, mich bei dem Bauern zu bedanken. Ja
das klingt komisch, aber ich kam um das Essen herum und durch die Wartezeit am
Unfallort kam mir eine Idee, wie wir mit der Jugendgruppe weiter machen konnten
wie bisher, aber der Pastor nichts dagegen sagen könnte.
So hatte es doch viel Gutes. Ich brachte in Erfahrung, zu welchem Bauern die
Felder gehörten, die am Unfallort waren, und machte mich auf den Weg dorthin.
Schon beim Auffahren auf den Hof bemerkte ich eine junge Frau. Ich ging gleich
auf sie los, um zu schauen, ob ich hier richtig war.
„Entschuldigung hätten sie mal kurz Zeit für mich?“
„Ja sicher doch. Worum geht es denn?“
„Ich hatte hier vorne an der Landstraße vor ein paar Wochen einen Unfall mit
einem Traktor. Da dieser wohl von einem ihrer Felder gekommen ist, wollte ich
mal nachfragen.“
„Ähm ja ich weiß nichts von einem Unfall. Ich könnte höchstens Mal meinen Vater
fragen, ob er etwas weiß.“
Doch auch er wusste nichts. Genauso wenig wie die anderen Bauern in der Nähe.
Ein paar Tage nach meiner Suche war ich in der Stadt und mir kam der Gedanke
einfach bei der Polizei nach zu fragen, ob sie mir nicht weiterhelfen können.
Leider konnten sie mir nicht mehr sagen, als ich schon wusste.
Den Abend wollten Martin und ich dann den gemütlich vorm Fernseher verbringen.
Auf den Film konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Mir ging die ganze
Sache einfach nicht aus dem Kopf. Martin bekam das auch mit und meinte, ich
könnte ja morgen bei der Zeitung anrufen und eine Anzeige schalten.
Gesagt getan:
„Suche Traktorfahrer, der mich am 29.09. um 15:45 auf der Lüdenscheiderstraße
zum Innehalten gebracht hat.“ Dazu setzte ich meine Telefonnummer.
Ich schaute ständig auf mein Telefon, ob sich nicht jemand
meldete, aber es blieb still. Das konnte doch nicht sein. Ein Traktorfahrer
konnte doch nicht einfach so verschwinden.
Dann hörte ich von „Rausgekickt: Blaue Vögel“, dem neuen
Buch von Vera Nentwich. Darin handelt es von Schicksalsboten, die unerkannt
unter uns wandeln und uns Menschen kleine Winke oder Hinweise geben, damit
unser Leben die richtigen Bahnen nimmt. Und ihr werdet es nicht glauben, einer
dieser Schicksalsboten fährt gelegentlich Traktor, um Menschen dazu zu bewegen,
etwas innezuhalten und nicht zu sehr über die Landstraße und das Leben zu
hetzen. Da war mir mit einem Mal klar, dass mein Traktorfahrer ein solcher
Schicksalsbote gewesen sein musste. Seitdem gehe ich aufmerksamer durch das
Leben und achte auf die kleinen Dinge, die mir widerfahren, denn es könnten
Winke der Schicksalsboten sein.
Wann ist euch Gutes widerfahren? Überlegt einmal, gab es
nicht auch kleine Begebenheiten, die genau dieses Gute erst möglich gemacht
haben? Begegnungen oder Ereignisse, denen ihr eigentlich keine Bedeutung
beigemessen habt oder die euch sogar genervt haben, ohne die das Gute aber nie
hätte geschehen können. Womöglich waren dies ja auch die Schicksalsboten.
Schreibt mir kurz eure Geschichte und gewinnt eines von drei eBooks von
Rausgekickt: Blaue Vögel.