Adventskalender #23

Huhu ihr Lieben,

heute durft ihr auch in die LEseprobe von Gabriele E. Fleischmann reinschnuppern. Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß dran!!!

Prolog!

KERRY! Laune im Arsch … … klingt hart, aber genau so könnte man meinen Gefühlszustand beschreiben, als ich das dritte Mal um unseren Häuserblock fahre. Zugegeben, es ist fantastisch, mit der fünf Jahre älteren Schwester ein kleines Haus am Rande der Kölner Altstadt zu besitzen. Einmal über die Straße gehüpft und man kann über die Rheinpromenade schlendern, drei Sprünge weiter und schon ist man bei den Einkaufsmeilen. Was will man mehr? In diesem Augenblick, in dem meine Laune eh schon am Gefrierpunkt angelangt ist, will ich nur noch einen Parkplatz. Zum x-ten Mal frage ich mich, welcher Teufel mich wohl heute Morgen geritten hat, als ich die irre Idee hatte, mit dem Auto zur Schule zu fahren. Okay, eine Idee war es jetzt weniger, vielmehr hing es damit zusammen, dass ich mal wieder gnadenlos zu spät war und mir gar nichts anderes übrigblieb, als mit dem Wagen zu fahren, da ich sonst locker die erste Stunde versäumt hätte. Die Quittung bekomme ich jetzt, denn ich werde sicher noch Stunden brauchen, um eine Parklücke zu finden. Selber Schuld, wer verschläft, den bestraft das Leben. Aber, um ehrlich zu sein, ist diese dämliche Parkplatzsuche nur das Sahnehäubchen auf einem wirklich beschissenen Tag, der mit dem Abschied von meiner heißgeliebten Freundin Michelle anfing, die, dank unseres Sportlehrers, für 9 Wochen die Luft eines Sportcolleges in Ohio schnuppern darf (wohl dem, der Beziehungen hat).

Und damit ich mich auch richtig schlecht fühle, hat mich auch Freundin Nummer zwei bereits heute verlassen. Leonie wird nämlich in den kommenden zwei Monaten einen Sprachkurs besuchen und da man, wenn auf Papas Visitenkarte ”Investmentmanager” steht, nicht gerade nach Wanne-Eickel zum Büffeln geht, fliegt man oder besser gesagt Frau, einmal um die halbe Erde, um sich bei den Kängurus ein paar Sprachtipps zu holen. Und ich … ich werde mich die letzen drei Wochen vor den Ferien alleine mit unserer verhassten Deutschlehrerin herumschlagen dürfen … so wie heute … **** Selbstverständlich kam ich auch, trotz meiner supertollen Idee, mit dem Wagen zur Schule zu fahren, zu spät … der Tag war damit quasi schon gelaufen, denn ich hatte in der ersten Stunde Deutsch bei Frau Groß, die im Übrigen, den Titel ”Schlimmste Lehrerin des Universums” besitzt, da sind sich alle Schüler des St. Paul-Gymnasiums einig. Bei ihr zu spät zu kommen, kommt einer Todsünde gleich. Kein anderer Lehrer (mal abgesehen von dem Oberpingel Doktor Laufenberg, der nicht mal eine Minute Zuspätkommen akzeptiert) macht so ein Fass auf, wenn man mal nicht ganz so pünktlich ist. Die Alte macht nicht nur ein Fass auf, bei ihr ist es gleich eine ganze Lagerhalle voller Fässer, und so hatte sie auch heute schon die Messer gewetzt, als ich etwa 40 Minuten nach dem ersten Klingeln, zaghaft das Klassenzimmer betrat. »Sieh an, Frau Fischer gibt sich dann auch noch die Ehre«, empfing sie mich süffisant säuseln, was bei meinen (teilweise) verblödeten Stufenkollegen schon Grund genug war in dämliches Kichern zu verfallen. »Ich hatte noch einen Arzttermin«, log ich sie an und wollte schon auf meinem Stuhl Platz nehmen, da rief sie mich aber zu sich. »Frau Fischer, dass sie über eine blühende Fantasie verfügen, hat mir ja Ihre Vita bewiesen, die sie mir gestern abgegeben haben …« »Moment mal«, fiel ich ihr ins Wort, denn ich verstand gerade nicht, was sie mit  ”meiner blühenden Fantasie” andeuten wollte. »Was stimmt denn, Ihrer Meinung nach, nicht an meiner Biografie?« »Jetzt spielen Sie mal nicht die Dumme«, wurde ihr Ton schärfer. »Wer soll Ihnen denn den Mist abkaufen?« »Welchen Mist meinen Sie jetzt genau?«, zischte ich sie an, denn ich ließ mich doch nicht von ihr als Lügnerin bezeichnen. Okay, ich weiß, dass meine Vita nicht der eines Durchschnittsschülers entspricht, aber sorry, mein Leben ist halt etwas anders, als das von jedem anderen.

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