Adventskalender #19

Huhu ihr Lieben,

heute erfahrt ihr etwas über Lily Konrads Buch. Viel Spaß beim eintauchen!!!

Die Empfangsdame lässt sich mein Kennzeichen durchgeben und erklärt
mir dann, wo ich parken soll. Ich tue, was sie mir aufgetragen hat,
betrete das Firmengebäude und stehe in einem großzügigen
Eingangsbereich, der hauptsächlich in Weiß gehalten ist. Hinter
einer modernen Rezeption sitzt eine äußerst attraktive Blondine.
Sie trägt geschäftsmäßige Kleidung und ein dazu passendes
Lächeln. „Frau Konrad? Herr Huth erwartet sie bereits“, lässt
sie mich wissen. „Wenn sie sich bitte hier in die Besucherliste
eintragen würden …?“ Ich verspüre einen deutlichen Widerwillen,
denn eigentlich fühle ich mich nicht als Besucherin.

„Das ist schon in Ordnung“, höre ich in diesem Moment Robins
Stimme hinter mir. „Frau Konrad braucht sich nicht einzutragen.“

Die Blondine lächelt ihn entschuldigend an und zieht die Hand
zurück, mit der sie mir die Liste herüberreichen wollte. „Wie Sie
wünschen, Herr Huth. Ich wusste nicht …“ Meine Güte, gleich
küsst sie ihm die Füße! Sie ist Anfang 20 und bildhübsch. Er
dagegen hat ein Alter erreicht, in dem er problemlos ihr Vater sein
könnte. Dennoch himmelt sie ihn an. Unverkennbar.

„Kein Problem.“ Er schenkt ihr einen freundlichen Blick, legt mir
die Hand um die Schulter und dirigiert mich Richtung Treppenhaus.
„Komm, Lily, gehen wir in mein Büro.“

Natürlich
nehmen wir die Treppe und nicht den Lift. Ich kenne Robin zu gut, um
mich darüber zu wundern. Er hasst Fahrstühle wie ich weiß.

Da
er mir den Vortritt lässt, steige ich vor ihm die Stufen hinauf. Da
ich seine Vorlieben kenne, trage ich ein Kleid, nicht zu lang, und
schwarze Strumpfhosen. In diesem Moment wünschte ich mir allerdings,
ich hätte mich für etwas anderes entschieden. Ich spüre Robins
Blicke in meinem Rücken, auf meinen Beinen. Wie oft habe ich das
Gefühl beschrieben, das eine Frau überkommt, wenn Robin sie auf
diese Weise anschaut? Nun erfahre ich es am eigenen Leib. Allerdings,
wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist es nicht hundertprozentig
unangenehm, so von ihm unter die Lupe genommen zu werden. Es ist auch
irgendwie … heiß.

„Nach
rechts“, weist er mich an, als wir den dritten Stock erreicht
haben. Ich lasse ihn vorangehen, folge ihm zu seinem Büro. Seine
Assistentin Elfi ist nirgends zu sehen. Doch er öffnet mir die Tür,
lässt mich eintreten. Voller Neugier schaue ich mich in dem Büro
um. Hier ist schon so viel passiert, über das ich geschrieben habe.
Aber der Raum, in dem ich mich befinde, ist kein Märchenschloss. Er
ist zwar sehr ansprechend aber wesentlich schlichter eingerichtet,
als Robin es sich leisten könnte. Wände und Fußboden des Raumes
sind in hellen, warmen Farben gehalten. Die hintere Zimmerhälfte
wird von einem großen Schreibtisch beherrscht, der in einen
Konferenztisch übergeht. An der rechten Stirnseite des Raumes
entdecke ich sechs der Sessel im Bauhausstil, die besonders in ‚Was
andere nicht haben‘ eine wichtige Rolle spielen. Dorthin zeigt
Robin nun.

„Setz
dich doch“, fordert er mich auf. „Möchtest du einen Kaffee?“
Ich nicke, während ich die Sessel ansteuere. Unterwegs entdecke ich
auf einem Glastisch einen Prospekt. ‚Unique lingerie and hair care‘
steht außen drauf, also ‚ungewöhnliche Wäsche und Haarpflege‘.
Ich setze mich in einen der Sessel und schlage den Prospekt auf. Oh.
Mein. Gott. Sie haben Silvias Idee wirklich weiterentwickelt. Viel
weiter. ‚Frillies‘ heißt eine Serie, die aus weißen Dessous mit
viel Spitze und Rüschen, sowie Haarpflegeartikeln für üppige
Locken besteht. Daneben entdecke ich ‚Red Heat‘ und ‚Dark
Seduction‘, bei denen wirklich scharfe Reizwäsche mit
entsprechenden Haarfarben kombiniert ist. Sieht alles wirklich super
aus, aber ob mir so etwas stehen würde? In meinem Alter? Naja, nach
der nächsten Diät vielleicht. Vorausgesetzt, die verläuft
erfolgreich …

„Gefällt
es dir?“ Robin steht mit zwei Tassen Espresso vor mir, reicht mir
eine davon. Er lässt sich mir gegenüber in einen Sessel fallen und
schaut mich fragend an.

„Ja“,
antworte ich lächelnd, klappe den Prospekt wieder zu und lege ihn
auf den Sessel neben mir. „Das gefällt mir sogar sehr gut. Nur
leider ist nichts für meine Altersgruppe dabei.“ Robins grinst
frech, gibt aber keinen Kommentar ab. Sein Glück! Während ich
vorsichtig an meinem heißen Kaffee nippe, wird mir klar, dass es ein
Fehler war, einem Treffen hier in seiner Firma zuzustimmen. Hier hat
er gewissermaßen Heimvorteil, ist mir von vornherein überlegen,
bestimmt Richtung und Tempo. Es ist ja ganz nett zu bestaunen, was er
mit meiner Hilfe auf die Beine gestellt hat, aber interessiert mich
wirklich sein beruflicher Erfolg? Die Einrichtung seines Büros? Die
Produktpalette von ‚H‘ Hair Cosmetics? Eigentlich bin ich doch
hier, weil ich den Mann näher kennenlernen will, der mir schon so
manche Nacht den Schlaf geraubt hat. Ich habe seine Entwicklung mit
verfolgt, ich habe dafür gesorgt, dass er sich verliebt. Ich will
wissen, was er fühlt, wie es tief in seinem Inneren aussieht.
Stattdessen lasse ich es zu, dass er das Gespräch auf eine eher
sachliche Ebene holt. So wird das garantiert nicht der romantische
Abend, den ich mir vorgestellt hatte.

Wir
schauen uns an, er stellt die Espressotasse ab, steht auf, tritt zu
mir heran. „Dann komm“, fordert er mich auf, als er direkt vor
meinem Sessel steht. Dabei streckt er mir seine Hand entgegen. Er
lächelt nicht mehr, sein Blick scheint noch um einige Stufen
intensiver geworden zu sein. „Wohin?“, frage ich, während ich
zögernd nach der dargebotenen Hand greife. Er zieht mich nach oben
aus dem Sessel, dann lande ich in seinen Armen. „Wohin du willst“,
flüstert er mir ins Ohr. „Du willst einen romantischen Abend, ja?
Dann bring uns beide dorthin, wo du es für passend hältst. Du
willst mein Innerstes sehen, willst meine Gefühle und Empfindungen
kennenlernen? Dann mach die Augen zu, Lily. Es passiert alles in
deinem Kopf.“ Ich folge seiner Aufforderung, schließe zögernd die
Augen. Doch statt ihn jetzt nicht mehr zu sehen, wird sein Bild
klarer und deutlicher.

Zuerst
einmal will ich, dass er sich umzieht. Die geschäftsmäßige
Kleidung, die er momentan an hat, passt nicht zu unserem Date. Statt
des etwas förmlichen Anzugs sollte er eine schicke Jeans und ein
Polohemd tragen. Argh! Leider hatte ich vergessen, dass er sich für
einen Kleidungswechsel erst einmal ausziehen muss. Ihm dagegen ist
das sofort klar und im selben Augenblick hat er wieder dieses
unverschämte und gleichermaßen unwiderstehliche Grinsen im Gesicht.
Er lässt mich los, geht zu einem der Schränke auf der anderen Seite
des Raumes. Na dann – Showtime! Ich stehe ganz still und schaue zu,
wie Robin die Knöpfe an den Manschetten öffnet, das Hemd aus der
Hose zieht, aus den Ärmeln schlüpft. Dann ist seine Hose dran. Der
Stoff raschelt leise, während Robin seine Kleidungsstücke zu Boden
fallen lässt und in den Schrank greift. Dabei wendet er mir seine
Kehrseite zu und ich habe ausreichend Gelegenheit sie zu bewundern.
Er hat noch nie Unterhemden getragen und offensichtlich hat er immer
noch eine Vorliebe für schwarze Calvins. Fasziniert betrachte ich
die breiten Schultern, beobachte das Spiel seiner Muskeln unter der
glatten Haut. Als er sich bückt, um in die Jeans zu steigen, reckt
er mir seinen knackigen Hintern entgegen. Mir kribbelt es in den
Fingern… aber dann ist der Moment vorbei, denn Robin hat sich die
Jeans übergestreift. Er zieht ein blaues Polohemd aus dem Schrank
und dreht sich zu mir um.

„Du
wolltest doch immer wissen, wie es sich anfühlt, oder?“, fragt er,
kommt wieder zu mir herüber und nimmt mich in seine Arme.

„Ich
weiß, wie es sich anfühlt“, nuschele ich einen schwachen Protest.
Aber er hat schon gewonnen. Fast automatisch streifen meine Hände
über seine Oberarme, nach hinten auf seinen Rücken. Er legt seine
Hand an meine Wange, sein Daumen gleitet unter mein Kinn, hebt mein
Gesicht zu sich nach oben. Sein Blick versinkt in meinem, während
der Daumen nun meine Lippen nachzeichnet. „Lily“, flüstert er,
während mir sein Mund noch etwas näher kommt. Wie oft habe ich ihn
das bei anderen machen sehen, nun also werde ich erfahren wie es ist
… Aber halt! Ich wollte doch eine andere Kulisse. Mein erster Plan
war das italienische Restaurant gewesen, in das Robin so gerne geht.
Ich liebe gutes Essen, und den Wirt Domenico hätte ich wirklich gern
einmal kennengelernt. Doch nun habe ich mich umentschieden, denn
eigentlich bin ich nicht hungrig. Viel lieber möchte ich Robin
einmal ganz für mich allein haben.

Ich
schmiege mein Gesicht an seine Hand und konzentriere mich. Der Raum
verändert sich, wie ich es will. Keine Wände, keine Sessel oder
Schränke mehr. Wir stehen im Freien, um uns herum ist es dunkel und
still. So hatte ich mir das schon eher gedacht. Ich höre, wie Robin
leise lacht. „Na siehst du. Alles ist möglich, wenn du es dir
vorstellen kannst. Und wo sind wir jetzt gelandet?“

Nun
bin ich es, die lächelt. Als ob ich ihm das verraten würde! Ich
meine, jedenfalls jetzt noch nicht. Irgendwann wird er es merken,
denn genau hier hat sich die Schlüsselszene aus ‚Diesseits der
Unendlichkeit‘ abgespielt. Natürlich kommt er darin vor, sogar in
einer äußerst wichtigen Rolle. Früher oder später wird ihm daher
die Umgebung vertraut erscheinen. Außer ihm war da eine Frau. Eine
Wiese und eine Decke. Ein Himmel voller Sterne, die Unendlichkeit des
Universums, Romantik und … Aber das kann warten. Hier und jetzt
gehört er mir. Ihr werdet verstehen, dass ich das ausnutzen muss.

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